Schulanmeldung extrem

Juhu, wir haben es geschafft: heute habe ich meinen Sohn an einer privaten Grundschule angemeldet. Ob er angenommen wird, steht noch in den Sternen, aber den  Anmeldemarathon überstanden zu haben, ist auf jeden Fall eine Meldung wert.

Punkt 13 Uhr fiel der Startschuss für das Rennen um die heiß begehrten Plätze. Wir waren pünktlich vor Ort. Leider hatten sich auch einige andere vorgenommen, die Ersten zu sein, sodass der Flur vor dem Direktorenzimmer reichlich mit schulwilligen Kindern und noch willigeren Eltern gefüllt war. An dieser Stelle dachte ich noch, dass dies nicht weiter schlimm ist. So eine Anmeldung kann schließlich nicht ewig dauern. Gut vorbereitet wie ich immer bin, hatte ich alle Unterlagen sorgfältig zusammen getragen und griffbereit. Denn es galt, einen ersten Eindruck zu hinterlassen. Im besten Falle einen positiven, um nicht gleich in der ersten Auswahlrunde auf der Strecke zu bleiben. Doch womit kann ich punkten? Noch dazu an solch einer Schule? Das Klientel, welches man an einer Privatschule erwartet, war schließlich schon reichlich vertreten und präsentierte sich entsprechend. Die üblichen Verdächtigen drängelten sich in großer Anzahl auf schon erwähnten kargen und miefigen Flur, sich bestmöglich in Szene setzend und das einzuschulende Kind präsentierend. Finja saß gestriegelt und gebügelt neben Johannes, während mein Sohnemann über die Flure tobte, ersten Bodenkontakt mit seinen Knien und Händen suchte und die noch anwesenden Schulkinder beobachtete. Wenn ich ehrlich bin, fühlte ich mich in diesem Moment merklich unwohl und fehl am Platze. Was will ich da eigentlich? Habe ich zu hoch gepokert? Sollten wir uns nicht viel lieber ganz still und heimlich vom Acker machen und zu unseres Gleichen gehen? Ab, zurück aufs Hundeplätzchen? Da wo wir hingehören?

Glücklicherweise erschien genau in diesem trostlosen Moment Nele samt ihrer netten Mama auf der Bildfläche. Nele geht mit meinem Sohn in eine Kindergartengruppe. Die Beiden sind ganz dicke und Nele – inklusive Eltern – möchte auch gerne diese Schule besuchen. Der einzige Lichtblick an dieser sonst recht seltsamen Veranstaltung. Zwei normale Menschen zum Reden und Analysieren. Danke.

Die Sekretärin verteilte nun an alle umfangreiche Fragebögen, die, des ersten Eindrucks wegen, bestmöglich auszufüllen waren. Die Fragen hätten genauso gut bei einem Bewerbungsgespräch um den Posten des Vorstandsvorsitzenden einer Bank verwendet werden können. Einmal komplett die Hosen runterlassen – bitte.

Nach und nach wurden die Bewerber zum eigentlichen Anliegen, dem Anmelden vorgelassen. Und auch wir waren nach geschlagenen 2,5 Stunden endlich an der Reihe, um die heiligen Hallen des Schulvorstandes zu betreten. Mein Sohn war inzwischen zu nichts mehr zu gebrauchen. 6 Uhr aufstehen, Fasching im Sportverein, kein Mittagschlaf und dann diese schlaffe Veranstaltung auf dem Flur hatten deutliche Spuren hinterlassen. Da war nichts mehr zu erwarten. Trotzdem muss ich sagen, dass er sich sehr tapfer geschlagen hat. Selbst im Direktorenzimmer hat er noch Fragen beantwortet, gemalt, den Klebestift missbraucht (er nennt das ganz kreativ „basteln“) und diverse andere Tests über sich ergehen lassen. Er hat schlicht und einfach das Beste aus dieser Situation heraus geholt.

Ob das unser bester Eindruck war, den wir hinterlassen haben, kann ich nicht sagen. Aber wir waren ehrlich und authentisch. So wie wir sind. Nichts schön geschminkt oder gestellt. Nun liegt es an der Schule zu entscheiden, ob sie mit uns – so wie wir sind – klar kommt und meinen Sohn aufnimmt, oder eben nicht.

Allgemein

Hier darfst Du schreiben!

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s