Vor langer, langer, Zeit…

Vor langer, langer Zeit…

als Anna noch jung und dynamisch, kinderlos und fest angestellt war, arbeitete ich als Augenoptiker bei einer großen Warenhauskette. Die Bezahlung war gut und die Annehmlichkeiten, die man als Mitarbeiter einer solchen Kette hatte, waren auch nicht von der Hand zu weisen. Kurz gesagt, ich hätte es schlechter treffen können. Heute sieht das anders aus. Wer dort noch arbeitet, hat es ziemlich schlecht getroffen. Die Annehmlichkeiten gehören genauso der Vergangenheit an, wie die gute Bezahlung.

Aber damals…

Hier einfach mal ein paar lustige Episoden aus dieser Zeit.

Im Haus gab es eine Abteilungsleiterin, die in ihrer Abteilung nicht wirklich beliebt war. Es mag an ihrem autoritären Führungsstil gelegen haben. Eines Tages war sie auf der Toilette und hatte ausversehen ihren Rock hinten in die Strumpfhose gesteckt. Ein sehr lustiger Anblick. Einerseits fiel sie figurtechnisch nicht unter die Magermodels, andererseits konnte ihre Unterhose auch nicht mit den Modellen von Victoria Secret mithalten. Natürlich hatte niemand den Willen und den Mut, ihr von diesem kleinen Fauxpas zu erzählen und die unweigerlich folgenden peinliche Auftritte zu ersparen. Und wie es kommen musste: Sie ging in dieser Aufmachung in den Verkauf und sorgte dort für viel Gesprächsstoff. Bis ein Kunde sie auf ihren doch recht ungewöhnlichen Kleidungsstil hinwies. Dass sie mehr als sauer war, muss ich sicherlich nicht betonen.

Abteilungsleiterbesprechung im Haus: Alle saßen im Schulungsraum, es gab Häppchen und flüssige Köstlichkeiten. Die Häppchen waren unter anderem mit Ei garniert. Die damalige Ausbildungsleiterin hatte ein kleines Defizit im Bereich des Mundraumes. Ihre Zähne waren recht krumm, sodass sich dort gerne mal der ein oder andere Essensrest häuslich einrichtete. Das Unglück nahm seinen Lauf und es kam auch hier wie es kommen musste: Besagte Dame biss herzhaft in ihr Eihäppchen und das Ei „verhedderte“ sich in ihrem Zahnzwischenräumen. Sah nicht ganz so dolle aus. Und auch da hatte niemand den nötigen Respekt und Anstand, sie darauf hinzuweisen. Lieber wurde sich erst einmal köstlich darüber amüsiert. Außerdem hatte man dann zu Mittag auch ordentlich was zu erzählen.

Kennt ihr das auch? Man sieht bei Anderen irgendwas Peinliches und ganz unbewusst checkt man diese Stelle an sich selbst nach Fehlern ab? So geht es mir auf jeden Fall. Hosenstall, Krümel im Gesicht…

Und dann hätte ich noch Inez mit dem „S“ Sprachfehler. Leicht dominante Erscheinung mit Hang zum Damenbart und einem bösen zischen beim Sprechen. Ich habe immer gebetet, dass sie nicht zu mir kommt, wenn was mit ihrer Brille nicht stimmte. Denn das tat schon mächtig in den Ohren weh. Außerdem hat man immer automatisch auf diesen Flaum über der Oberlippe gestarrt. Und man weiß ja nie. Die Frau wog mindestens 20 kg mehr als ich…

Was darf natürlich in keinem Unternehmen fehlen? Die Liebschaften. Da wurde dann auch liebend gerne auf die sonst sehr geachteten Hierarchien verzichtet. Wenn irgendwo was ging, dann ging das auch. Egal wer da mit wem zu tun hatte. Gerne auch mal im Lager oder vor Geschäftsöffnung auf der Waschmaschine im Verkauf.

Um auch noch was Positives zum Schluss  anzumerken: Die Betriebsfeiern waren immer der Höhepunkt eines jeden Jahres. Die Geschäftsleitung ließ sich da nicht lumpen und stellte immer reichlich Geld für die Organisation zur Verfügung. Ob das jetzt noch so ist, bezweifle ich. Denn wie jeder weiß – die Zeiten ändern sich.

In diesem Sinne: Fortsetzung folgt

Eure Anna

Ein Gedanke zu “Vor langer, langer, Zeit…

  1. Hallo Anna.

    Super! Ich freue mich schon auf die Fortsetzung. Offene Hosen, habe ich schon desöfteren gesehen, aber deine Kollegin mit dem Rock in dem Schloggi, toppt das absolut. Und ob auf unseren Schreibtischen alles so „reinlich“ ist, wer weiß 😉 Liebe Grüße, Emily

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